Sexueller Missbrauch durch Dritte

Sexueller Kindesmissbrauch kann auch durch Dritte geschehen. Es ist wichtig, dem Kind oder den Kindern zuzuhören.
Bei Freizeitaktivitäten (Fußball, Eishockey, Tennis, Schwimmen, Basketball, Ballett usw.) gibt es immer wieder Übergriffe von Trainern oder Elternteilen, die Zeit haben, mit dem Kind intim zu werden. Das kann auch in der Schule passieren. Nicht unbedingt durch die direkten Lehrer, sondern auch durch andere Schüler oder Vertretungen. Auch ist ein Missbrauch durch Dritte im Freundes- oder Bekanntenkreis möglich.

Der sexuelle Missbrauch ist auch bei Jungen möglich, nicht nur - wie oft angenommen - bei Mädchen. Jungen sprechen aus Schamgefühl noch viel seltener darüber als Mädchen. Trotzdem ist es genauso wichtig, Verhaltensänderungen zu beobachten und das Kind darauf anzusprechen. Wenn sich das Kind öffnet und über den Missbrauch spricht, sollte sofort die Polizei kontaktiert werden.

Von eigenmächtigem Handeln (Selbstjustiz) sollte abgesehen werden, denn dies hat weitreichende strafrechtliche Konsequenzen. Stattdessen ist ein klares, lösungsorientiertes und einfühlsames Handeln für das Opfer wichtig. Stress, Hektik und fehlendes Verständnis werden es weiter belasten und die Situation eher erschweren.

Was können Eltern tun?

Eltern von Betroffenen sollten in erster Linie ruhig bleiben und sämtliche Beweise sichern. Beschädigte Kleidungsstücke sammeln, Handy-Nachrichten und E-Mails von Tätern per Screenshot speichern und alles der Polizei übergeben. Bitte stets mit der Polizei und dem Arzt sprechen. Dem Kind immer das Gefühl geben, dass es in Sicherheit ist und dass es nicht mehr an den Ort gehen muss, wo es missbraucht worden ist. Bei Missbrauch in der Schule mit der Schulleitung und dem Jugendamt sprechen, sodass die Schulzeit aufgelöst wird. Das Gleiche gilt für Kindertagesstätten, Hort oder Sportkurse. Eigenmächtiges Handeln (Selbstjustiz) gegenüber dem Täter ist keine gute Idee. Wer Straftaten aus Rache begeht, wird selbst auch bestraft. Zusätzlich ist es für das Opfer nur noch mehr Stress.

Psychologische und therapeutische Unterstützung unbedingt innerhalb der ersten 6 Wochen, nachdem der erste sexuelle Missbrauch passiert ist, suchen. Es gibt diverse Anlaufstellen im Internet. Auf der Hauptseite habe ich unter den Themen die Weblinks zu diversen Seiten, wo Opfer und Angehörige Hilfe finden können, gesammelt.

Es ist ein emotionales Thema und es nicht einfach damit umzugehen. Es ist ungerecht und schlimm für alle Beteiligten. Verständnis für den Täter ist in diesem Moment nicht möglich und auch nicht später. Die Tat einem Kind zu erklären ist nicht so einfach. Daher ist der Weg zum Therapeuten mit dem traumatisierten Kind erst dann möglich, wenn dieses so weit ist. Sich selber Vorwürfe zu machen ist keine Option. Woher soll man auch wissen, dass der Mensch pädosexuelle Neigungen hat und auslebt. Es ist Niemandem ein Vorwurf zu machen, außer dem Täter selbst.

Kinder sollten sich nun zu Hause sicher fühlen und von den Eltern liebevoll umsorgt werden. Ein offenes Ohr und Nähe sind wichtig. Oft wenden sich Kinder auch gegen die eigenen Eltern, wenn es durch Dritte missbraucht worden ist. Mit Gewalt ist hier nichts zu machen. Den richtigen Zeitpunkt abwarten und eine Umarmung können das Vertrauen wieder stärken. Auch einige Zeit des Alleinseins kann dem Kind gut tun.

Die Phasen sind: Ohnmacht, Trauer, Wut, Hass und Depression. Wenn nicht sofort gehandelt wird, kann es bis zu 20 Jahre dauern, bis diese Phasen abgeschlossen sind. Das Wichtigste bleibt: Immer mit dem Kind/Jugendlichen reden. Wenn dies nicht oder noch nicht möglich ist, sich selbst Hilfe suchen.

Ratschläge für Eltern

Eltern sollten mit ihrem Kind ein PASSWORT ausmachen, welches nur die Eltern und das Kind kennen. Wenn eine fremde Person das Kind anspricht und es auffordert, mitzukommen (weil z.B. angeblich den Eltern etwas passiert ist), kann das Kind nach dem Passwort fragen. Wenn die Person dieses nicht kennt, kann das Kind wegrennen.

Kinder sollten in der Kindheit lernen, dass nach Hilfe fragen keine Schande ist. Viele Erwachsene haben durch Erfahrungen mit Ablehnung gelernt, nicht nach Hilfe zu fragen. Dennoch sollten Eltern ihren Kindern möglichst früh beibringen, dass Hilfe annehmen und über das Geschehene am Tag zu reden, vollkommen in Ordnung ist.

In Vereinen werden dazu oft Selbstverteidigungskurse für Kinder angeboten. So können sie lernen, sich selbst zu verteidigen und auch andere zu schützen. Auch lernen Kinder dort, wie man sich vor Übergriffen schützen kann.

Wenn fremde Menschen Kinder ansprechen und ihnen etwas schenken wollen, sollten Kinder von den Eltern so geprägt worden sein, dass sie die Geschenke nicht annehmen, ohne vorher mit den Elten gesprochen zu haben.

Es gibt unzählige Tipps und trotzdem kann man sein Kind nicht vor der großen, weiten Welt schützen. Allerdings kann man es auf das Schlimmste vorbereiten. Wenn man jedoch selbst immer voller Sorge ist, wird wahrscheinlich auch etwas passieren, daher sollten Kinder durchaus ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen. Natürlich nur in einem adäquaten Rahmen. In Amerika gab es Kurse, in denen Kinder absichtlich in bedrohliche Situationen gebracht worden sind, um zu üben, wie das Kind reagieren kann. Ob das Kinder wirklich schützt oder eher traumatisiert, ist fraglich. In den Kursen ging es darum, Fremden nicht die Tür zu öffnen, wenn das Kind alleine zu Hause ist oder zu Fremden in das Auto zu steigen. Ob es vergleichbare Kurse in Deutschland gibt, ist mir nicht bekannt.

Das Wichtigste ist, einem Kind immer gut zuzuhören, wenn es vom Tag erzählt. Starke Verhaltensauffälligkeiten sollten immer hinterfragt werden.